Historie

Vom Olitätengewerbe zur industriellen Arzneimittelproduktion

Die Ursprünge

Die Heimat von Hofmann & Sommer ist das Thüringische Königsee, gelegen am Nordrand des Thüringer Schiefergebirges. Schon im ausgehenden 16. Jahrhundert war die Region für den Handel mit heimischen und importierten Kräutern sowie den daraus hergestellten Haus- und Heilmitteln, den Olitäten, bekannt. Das waren zum Beispiel gebrannte Wässer, Säfte, heilende Öle, Balsame, Harze und Suspensionen. Diese wurden von sogenannten „Buckelapothekern" oder „Königseern" aus dem Thüringer Wald und ganz speziell aus der Umgebung von Königsee zu Fuß in viele Teile Europas verbracht.

 

Der Name stammt daher, dass sie auf ihrem Rücken oder „Buckel" ein „Reff" genanntes Holzgestell trugen, welches sie für den Transport der Heilmittel benutzten. Das Olitätengewerbe in seiner Gesamtheit prägte die Region für Jahrhunderte.

 

Aus dieser Tradition entwickelte sich die Umgebung von Königsee im ausgehenden 19. Jahrhundert zu einem bedeutenden Standort der frühen industriellen Arzneimittelproduktion in Thüringen. Als die Firma Hofmann & Sommer im Jahre 1906 gegründet wurde, stellten zahlreiche Laboratorien und Apotheken in der Stadt und den umliegenden Ortschaften Elixiere, Tropfen, Salben und andere Heilmittel her. Heute ist das Unternehmen der einzige unabhängige Vertreter dieses ehemals großen traditionellen Gewerbes in der Region.

 

Auch heute noch wird die Tradition und das Wissen der Kräuterkunde und Buckelapotheker in unserer Region  des Thüringer Schiefergebirges sowie naheliegenden Thüringer Waldes fortgeführt.  Die Naturschutzgebiete des Schwarzatals und des Thüringer Waldes mit seiner artenreichen Tier- und Pflanzenwelt bietet traumhafte Olitäten-Wanderwege und Erholung pur. Ein beliebtes touristisches Ziel für Interessenten der Olitäten- und Kräuterkunde sind z.B. das Fröbelmuseum in Oberweißbach, das Buckelapotheker-Museum in Schmiedefeld, der Rennsteig-Kräutergarten in Oberhof, die Ruine Paulinzella mit einem angelegt Kräutergarten und die Bauernhäuser in Rudolstadt.

Das Wahrzeichen von Königsee

Anlässlich des 15. Stadtfestes ehemals Königsee-Rottenbach  fanden sich zahlreiche Schaulustige vor dem ehemaligen Amtsgericht und heutigem Rathaus am Königseer Markt ein. Dort haben wir an exponierter Stelle einen hölzernen Buckelapotheker enthüllt. Die Skulptur wurde aus einem über 100 Jahre alten und etwa 350 Kilogramm schweren Eichenstamm vom Künstler Dirk Rudolf aus Gräfinau-Angstedt gestaltet. Unser Geschäftsführer Dr. Ernst-Josef Strätling und seine Frau Elisabeth Strätling übergaben den Buckelapotheker feierlich in die Hände der Stadt Königsee (-Rottenbach). Der ehemalige Bürgermeister Volker Stein übernahm das "neue Wahrzeichen von Königsee" zusammen mit seinem Amtskollegen von Königsees Partnerstadt Hirson, den Heilkräuterpreisträgern „Iny Lorentz“, der Bergbahnkönigin Sylvia Darko sowie dem Thüringer Buckelapotheker Heinz Liebermann. Zahlreiche Besucher nutzen die Gelegenheit und ließen sich mit den prominenten Ehrengästen fotografieren.

Die von Hofmann und Sommer gestiftete Buckelapotheker-Skulptur neben dem Rathaus von Königsee, umgesetzt von dem Künstler Dirk Rudolf.


Die Gründung von Hofmann & Sommer

Seit über 111 Jahren steht Hofmann & Sommer für bewährte Arzneimittel aus Thüringen. "Alte Bekannte" wie Hoffmannstropfen, Dreierlei-Tropfen, Melissengeist und Hingfong-Essenz und viele mehr kennen viele aus ihrer Haus-Apotheke. Ihren Ursprung haben diese traditionsreichen Arzneimittel im thüringischen Königsee, wo sie im Hause Hofmann & Sommer hergestellt werden.

Eine Tafel am Gründungshaus informiert darüber, dass die Firma am 15. Dezember 1906 gegründet wurde. Nach einer positiven Entwicklung vom Laborantenbetrieb zu einem bekannten pharmazeutischen Hersteller wurde das Familienunternehmen im Jahre 1972 unter dem Name VEB Pharmazeutika Königsee zwangsverstaatlicht. Erst nach der politischen Wende erhielt Hofmann & Sommer 1991 seine Selbstständigkeit zurück. Zwei Jahre später konnte Frau Barbara Fischer, geb. Hofmann und Enkelin der Firmengründer, das Unternehmen reprivatisieren. Ein Neuanfang war getan. Damit verbindet sich eine der ostdeutschen Erfolgsgeschichten, die das Unternehmen weit über die Grenzen des Freistaates Thüringen hinaus bekannt gemacht haben. Dank des Engagements und der kompetenten Firmenleitung unter Herrn Dr. Ernst-Josef Strätling entwickelte sich aus dem seiner Tradition beraubten Familienunternehmen ein moderner pharmazeutischer Hersteller. Beginnend mit zehn Mitarbeitern und wenigen Zulassungen im Jahre 1993 erweiterte er das Produkt- und Leistungsspektrum fortwährend und es entstand eine Firmengruppe mit fast 100 Arbeitsplätzen in Thüringen und Berlin. Auch der Umsatz konnte in den letzten Jahren um ein Vielfaches gesteigert werden. Nicht zuletzt weil neben der traditionellen Phytopharmaka-Palette nun auch Homöopathische Zubereitungen, Kosmetika, medizinische Bäder, Nahrungsergänzungsmittel und Lebensmittel dazu beigetragen haben.


Gründung des Unternehmens und die ersten Jahrzehnte (1906-1945)

Hofmann & Sommer wurde am 15. Dezember 1906 durch den Kaufmann Franz Hofmann (1860 - 1930) und dessen Schwester Anna Sommer (1861 - 1946) gegründet. Im familiären Laborantengeschäft wurden verschiedenste Liquida, Salben, Pflaster, Balsame, Pillen aber auch Zahnpasta, Eau de Cologne und Branntweinerzeugnisse hergestellt. Klassische, auf Olitäten basierende Heilmittel wie Hingfong-Essenzen, Melissengeist oder Hoffmannstropfen wurden ständig weiterentwickelt und aktualisiert. Die pharmazeutischen Zubereitungen wurden direkt an Apotheken, Drogerien und private Haushalte in der Umgebung geliefert. Darüber hinaus erhielt die Firma 1928 die Erlaubnis Branntweine und Liköre zu produzieren, worauf auch auf im früheren Namen "Chemisch-pharmazeutische Fabrik / Likörfabrik" hingewiesen wurde.


Vom Laborantengeschäft zum mittelständischen Pharmaunternehmen (1946 – 1971)

Die Expansion vom kleinen Familienunternehmen hin zu einem weit über die Grenzen Thüringens und Deutschlands bekannten Arzneimittelhersteller begann nach dem 2. Weltkrieg. Diese Entwicklung ist eng mit Paul Hofmann (1899 - 1984), Neffe der beiden Firmengründer und ab 1946 Leiter des Unternehmens, verbunden. Trotz der schwierigen wirtschaftlichen Lage in der sowjetischen Besatzungszone gelang es ihm aus dem handwerklich geprägten Laborantengeschäft in wenigen Jahren einen industriellen Betrieb zu formen. Nach der ständig variierenden und breiten Produktpalette der Vor- und Kriegsjahre spezialisierte Paul Hofmann das Unternehmen auf die Fertigung von pharmazeutischen Liquida, Tees und Alkoholika. Gleichzeitig modernisierte und erweiterte er die Produktionsstätte in der Königseer Lindenstraße.


Im Jahre 1958 erfolgte ein erster staatlicher Eingriff in die Unternehmensführung. Auf Grund des DDR-Volkswirtschaftsplanes von 1956 wurde Hofmann & Sommer zwangsweise in eine Kommanditgesellschaft mit staatlicher Beteiligung (BSB) umgewandelt und der bisherige Konkurrent VEB Pharmazeutisches Werk Meuselbach als Kommanditist eingesetzt.


In Folge dessen variiert die Produktpalette erneut stark und reichte von Badezusätzen bis zu Schnupfpulver und den ostdeutschen Ohropax. Die Branntweinproduktion hingegen wurde zu Beginn der 1960er Jahre endgültig eingestellt. Von Stetigkeit geprägt war die Herstellung von Heilmitteln, hierzu wurden verschiedene Warenzeichen auf die Firma Hofmann & Sommer eingetragen. Das erste war 1962 das Desinfektionsmittel Sepso, 1969 folgten das Hauptpilzmittel Cellichnol und die ostdeutsche Variante der Ohropax.


Verstaatlichung und Verlust der Identität (1972 – 1990)

Im Jahr 1972 schied Paul Hofmann als Geschäftsführer aus und seine Tochter Barbara Fischer (1926 –2005) übernahm die Leitung von Hofmann & Sommer. Nach im selben Jahr schlug die wohl schwärzeste Stunde in der Geschichte des Unternehmens. Wie mehr als 11.000 weitere halbstaatliche, private und genossenschaftliche Firmen wurde Hofmann & Sommer 1972 zwangsverstaatlicht und agierte fortan unter dem Namen Volkseigener Betrieb (VEB) Pharmazeutika Königsee.

 

Trotz ihrer gleichzeitigen Enteignung wurde Barbara Fischer weiterhin als Betriebsleiterin eingesetzt. Sie verstand es den VEB im Sinne ihres Vaters weiter zu führen. Auch unter den schwierigen Bedingungen in der DDR, insbesondere den staatlichen Vorgaben und Restriktionen, gestaltete sie die Weiterentwicklung des Unternehmens positiv. Durch Modernisierungs- und Rationalisierungsmaßnahmen sowie eine Teilautomatisierung des Produktionsprozesses wurde die Herstellung effizienter und es konnten höhere Stückzahlen produziert werden. In Verbindung mit einer Erweiterung des Produktsortimentes um Präparate wie Baldriantinktur Melival und Mucidan konnte die Firma unter Leitung von Barbara Fischer den Umsatz innerhalb des Jahrzehnts verdreifachen.

 

Doch es folgten zehn weitere schwere Jahre für das Traditionsunternehmen. Anfang der 1980er Jahre kam es zur vollständigen Eingliederung in den VEB Ankerwerk Rudolstadt und anschließend in den VEB Pharmazeutisches Kombinat GERMED Dresden. Im Jahre 1981 produzierte man im nun lapidar bezeichneten „Betriebsteil Königsee" noch folgende Präparate: Cidegol, Delitex liquidum, Dreierlei-Tropfen, Gargarisma, Hingfong-Essens, Hoffmannstropfen, Ho-So Schnupfpulver, Melissengeist, Mucidan-Tinktur und Mucidan-Ohrspülung, Sepso-Tinktur, das TATAR Lebens-Elixier, Baldriantinktur Melival, Nisylen und Plantival.

Durch die landesweite Umstrukturierung und Konzentration der pharmazeutischen Herstellerstruktur durch das Kombinat GERMED verlor das Unternehmen auch dieses Produktsortiment. Im Zuge dieses Prozesses wurde der Betriebsteil Königsee 1984 aufgelöst und die Fabrikation pharmazeutischer Liquida eingestellt. Bis zur politischen Wende in der DDR wurden als Produktionsabteilung des VEB Ankerwerk Rudolstadt nur noch die ostdeutschen Ohropax und als Betrieb der Landesverteidigung (LOV) Nachweisfolien für chemische Kampfstoffe im Auftrag der Nationalen Volksarmee (NVA) produziert.

 

Hofmann & Sommer hatte zu dieser Zeit seinen Namen, seine Eigenständigkeit, seine Marken sowie Produkte und somit seine Identität vollständig verloren. Damit existierte das traditionsreiche Unternehmen nicht mehr. Barbara Fischer verließ auf Grund dieser Entwicklung und gesundheitlicher Probleme im Jahr 1985 die Firma.


Reprivatisierung nach der Wende (1990 – 1993)

Mit der friedlichen Revolution und politischen Wende 1989 und der deutschen Wiedervereinigung im Jahr 1990 änderte sich die Situation auch für das ehemalige Unternehmen Hofmann & Sommer. Bereits im Frühjahr 1990 stellte Barbara Fischer die ersten Anträge auf Rückgabe des enteigneten Familienbetriebes. Diese wurden mit der Begründung abgelehnt, dass das Unternehmen in der ursprünglichen Form nicht mehr existiert. Ein Jahr später erfolgte zwar die Ausgründung von Hofmann & Sommer aus der neu entstandenen Ankerpharm GmbH Ankerwerk Rudolstadt, jedoch wurden die Geschäftsanteile durch die Treuhandanstalt übernommen. Dadurch war der weitere Werdegang des Unternehmens nicht abzusehen. Es bestand ohne Marken, Produktionsmittel und finanzielle Ressourcen die große Gefahr, wie tausende ehemalige volkseigene Betriebe „abgewickelt" zu werden. Dies hätte das Ende der langen Tradition der Arzneimittelherstellung in Königsee bedeutet.

Doch Barbara Fischer kämpfte um das seit 20 Jahren verloren geglaubte Erbe. Sie fand mit dem heutigen Geschäftsführer Dr. Ernst-Josef Strätling in ihrer Familie einen qualifizierten Streiter für ihr Recht. Als Bevollmächtigter von Frau Fischer erwirkte er bereits 1991einen Überlassungsvertrag mit der Treuhandanstalt. Doch die langwierigen und beschwerlichen Verhandlungen zogen sich fast zwei Jahre hin. So dauerte es bis 1993 bis die Hofmann & Sommer GmbH in das Handelsregister eingetragen und die Reprivatisierung abgeschlossen werden konnte. Am 1. Juli des besagten Jahres konnten die Produktion und der Vertrieb von Arzneimitteln wieder offiziell aufgenommen werden.


Damit verbindet sich eine der ostdeutschen Erfolgsgeschichten, die das Unternehmen weit über die Grenzen des Freistaates Thüringen hinaus bekannt gemacht haben. Dank des Engagements und der kompetenten Firmenleitung unter Herrn Dr. Ernst-Josef Strätling entwickelte sich aus dem kleinen Familienbetrieb ein modernes Pharmaunternehmen. Beginnend mit zehn Mitarbeitern und wenigen Zulassungen im Jahre 1993 arbeitete er fortwährend an der Rückübertragung der ehemaligen Warenzeichen des traditionellen Unternehmens Hofmann & Sommer.

 

Dies gelang bei Cidegol®, Cidenal, Cellichnol, Dreierlei-Tropfen, Melissengeist, Melival®, Mucidan, Ohropax (neue Bundesländer) und Sepso® J. In den Folgejahren konnten weitere Traditionsmarken wie W-Tropfen® und Nullatus erworben werden. Mit Lohnfertigung für namhafte Handelsketten und andere pharmazeutische Unternehmen sowie der Herstellung homöopathischer Zubereitungen konnte das Unternehmen schon kurz nach der Reprivatisierung zwei weitere wichtige Geschäftsfelder erschließen. Das Leistungsspektrum umfasst dabei die Herstellung, Abfüllung und Konfektionierung verschiedenster Liquida, Salben und weiterer pharmazeutischer Produkte auch in Kleinserien und kreativen Verpackungen. Im Bereich der Homöopathie werden rund 2000 verschiedene Komplexmittel hergestellt. Heute zählen rund 250 homöopathische Ärzte, Heilpraktiker und viele Apotheken aus Deutschland zu den Partnern des Unternehmens.

 

Um die Stammfirma Hofmann & Sommer entwickelte sich in den letzten zwei Jahrzehnten durch Übernahmen und Neugründungen eine kleine Firmengruppe. Unterstützt durch eine eigene Forschungs- und Entwicklungsabteilung konnte das Produkt- und Leistungsspektrum als Firmenverbund erheblich vergrößert und über 70 Arbeitsplätze in Thüringen geschaffen und gesichert werden. Auch der Umsatz konnte in den letzten Jahren um ein Vielfaches gesteigert werden. Nicht zuletzt weil neben den traditionellen Phytopharmaka und Antiseptika auch Homöopathie-Produkte, Kosmetika, medizinische Bäder, Nahrungsergänzungsmittel und seit 2014 Lebensmittel zum Portfolio des Unternehmens gehören.

 


Hofmann & Sommer - nicht nur ein Wirtschaftsunternehmen

Die Firma engagiert sich in ihrer Heimatregion und unterstützt verschiedenste Projekte. Seit dem Jahr 2001 stiftet sie den „Wandernden Heilkräuterpreis der Stadt Königsee". Er würdigt Personen und Personengruppen, die einen Beitrag zur Entwicklung und Förderung, sowohl der Tradition Thüringer Heilkräuter als auch deren Weiterentwicklung und Nutzung geleistet haben. Deutschlandweite Kooperationen mit verschiedenen Hochschulen und gemeinnützigen Vereinen in der Region Königsee runden diese Verpflichtung ab. Selbstbewusst kann das Unternehmen heute auf eine über 100-jährige Firmentradition zurückblicken.

 

Unsere Philosophie

Darüber hinaus setzt sich in der heutigen Firmenphilosophie die Bewahrung der Tradition der thüringischen Olitätenherstellung fort. Unser Firmenmotto: „Wir haben es bewahrt, denn es hat sich bewährt" zeigt deutlich, dass man auch mit „alten Bekannten" neue Wege gehen kann. 

 

Weitere Informationen - Unsere Geschichte in einem Band

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